Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade #Sisterhood der Digital Media Women e.V.. Ich leite das Quartier der #DMW in Rhein-Main.
Diddi! [दीदी]
In Indien nennt man so die große Schwester im familiären Umfeld.
Als ich damals in Delhi war, haben meine exzellente Kommilitonin Anna und ich uns auch so
angeredet – schon bevor wir los geflogen sind. Vor Ort wohnte ich auf dem Campus in einem
reinen Frauenwohnheim, in dem Männer nur unter strengsten Auflagen erlaubt
waren – etwa als Köche oder in der Administration, aber niemals als Besucher.
Das Leben dort, in dieser sehr femininen Umgebung war durchaus speziell. Meine Nachbarin im Nebenzimmer war ein Sikh, die Naturwissenschaften auf Ph.D. studiert hat. Da es ihre Religion gebietet, hat sie sich noch nie die Haare geschnitten. Jeden Morgen traf ich sie im Gang vor unseren Zimmern während sie ihre laaaaaangen Haare ausgiebig kämmte. Eine Bewohnerin des Hostels aus Japan hatte aus ihrem 7m² Zimmer ihr Bett zu Gunsten eines Kühlschranks (illegalerweise) verbannt. Sie schlief traditionell einfach auf dem Boden. Eine besondere Begleitung wurde mir durch Rhia zuteil: sie zeigte mir, wie man einen Sari wickelt, wie kompliziert Beziehungen zwischen Männern und Frauen in Indien sind und was es bedeutet, einen unabhängigen Weg zu gehen. Das Gemeinschaftsgeühl unter den Bewohnerinnen war stark, zumal es eine Antagonistin gab: die Madam, die das Hostel leitete. Professorin, Hausdrache und Göttin der Willkür in Personalunion konnte sie je nach Laune unser Leben schwierig machen - etwa bei der monatlichen Abrechnung der Zimmer, für die man mit abgezahltem Bargeld in einem 1h Slot erscheinen musste...
#Sisterhood heute
Aber genug der folkloristischen Anekdoten - was bedeutet mir die Schwesternschaft, die Verbundenheit mit anderen Frauen allgemein? Meine beiden Schwestern sind natürlich ganz wichtig - und auch wenn wir ganz unterschiedliche Wege gehen, vertraue ich doch beiden zutiefst. Ich habe auch immer viele Freundinnen mit denen ich schwimme, wohn(t)e, reis(t)e, Projekte umsetze und nicht zuletzt mit den DMW und vor allem mit dem Quartier Rhein-Main die Basis für ein richtig starkes Netzwerk. Im Beruf hält es sich momentan in Grenzen mit den Kolleginnen - als Selbstständige habe ich nur die Schreibtischnachbarinnen im Büro. Aber der Austausch mit ehemaligen Kolleginnen und auch die Beratung von Startup-Gründerinnen ist Teil des #Sisterhood - haben wir Frauen doch ähnliche Probleme in vielen Bereichen und gleichzeitig Stärken, die man nie unterschätzen sollte.
Netzwerken, netzwerken, netzwerken
Mein Weg in die Selbstständig hätte ohne die DMW so nicht statt gefunden und es ist mir daher eine Herzensangelegenheit Frauen zu unterstützen - sei es konkret mit Texten, PR, Social-Strategie und kreativen Ansätzen, oder aber einfach zwischenmenschlich mit zuhören, kleinen Albernheiten, etwas krudem Humor und kleinen Alltagsweisheiten. Nicht, dass ich Männer weniger schätze, aber mit Frauen ist es oft einfacher über fundamentale Dinge einvernehmlich zu sein und entsprechend schwesterliches Verhalten und Vertrauen zu empfinden. Vor allem in der Digitalbranche ist es auf den oft von Männer dominierten Events häufig nur ein Blickwechsel und schon hat man sich mit den wenigen anderen Frauen verbündet - spätestens wenn man sich auf der Toilette trifft. Vielleicht sind das die Altherrenclubs der Zukunft - die Frauenbekanntschaften auf der Toilette, die schließlich starke Seilschaften werden und "diese Sache mit der Gleichberechtigung" irgendwann endlich obsolet machen. Dazu passt mein Vortrag vom #wmfra zu Frauen und Gründung eigentlich ganz gut ;-)