Montag, 16. Januar 2017

Eine Liebe in Indien

Für alle die Interesse an einer lebendigen, etwas kitschigen Geschichte der Unabhängigkeit Indiens und der damit verbundenen Teilung (Pakistan) haben, empfehle ich den Roman "Eine Liebe in Indien" von Catherine Clément. Sie erweckt die Hauptakteure mit all ihren Schwächen und romantischen Belangen zum Leben mit Teils immerhin versucht amüsanten Dialogen, etwa zur An- und Aussprache Nehrus - an der Universtiät dessen Namens ich zufälligerweise studiert habe.

"'Meine Liebe', sagte Lord Mountbatten, als er plötzlich die Tür öffnete. 'Sie müssen sich daran gewöhnen, daß Nehru ein echter Pandit ist. [...] Er ist ein Gelehrter, ein Gebildeter! Sie dürfen ihn nicht bei seinem Eigennamen nennen. Nehruji! Das ist unterhört. Panditji, wenn sie wollen, aber Nehruji!'
[...]

'Dickie, es ist so warm ... Ich habe Migräne.', jammerte Edwina. 'Sie haben immer Migräne, meine Liebe. Und Sie werden Nehru mit seinem Titel anreden!' schimpfte Lord Louis. 'Aber ich weiß doch, was ein Pandit ist, Dickie ... Und sein Vorname, wie ist der doch gleich?' 'Jawarlal. Warten Sie! Nein ... Jawahalal. Ich bringe es durcheinander.' 'Wie sagen Sie?' 'Lassen Sie mich nachsehen...', antwortete er und nahm einen Zettel aus seiner Tasche. Har lal, mit einem >r< und einem >l<. Ja-wa-harlal. Ich rate Ihnen nicht zu dem Vornamen, Sie werden es nicht herausbringen.'
'Ach, dann nenne ich ihn eben Jawahar, und damit basta', sagte Edwina und stand auf."1


"Im Büro machte Lord Louis das Licht an, öffnete die Tür seines Safes und nahm eine Akte heraus, die er Nehru hinhielt, ohne etwas zu sagen. [...]
'Sagen wir, daß ich meine Meinung geändert habe. Ich empfinde viel Zuneigung für Sie, Jawarla. Vielleicht sollte ich Ihnen diese Akte nicht zeigen, aber ich übernehme die Verantwortung.'
Nehru sah ihn freundlich an und nahm das Schriftstück. Ein starkes Glücksgefühl überkam ihn; er war der erste, der die Landkarte des freien Indiens sehen durfte. [...]
'Ich habe volles Vertrauen zu Ihnen', murmelte Nehru. 'Wenn Sie erlauben, gehe ich nun und sehe es mir an.' [...] Und auf einmal umarmte er den Vizekönig. 'Nur noch eins, Sir, wenn Sie erlauben.', sagte er beim Hinausgehen.
'Mein Vorname ist Jawaharlal, Nicht Jawarla.'2


1 Clément, Catherine: 'Eine Liebe in Indien', München 1999, S. 62f.
2 Ebd., S.181f

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