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Katharina Finke
Foto: David Weyand |
Katharina Finke, Jahrgang 1985 ist Journalistin, lebt als Global Correspondent aus zwei Koffern und
berichtet für verschiedene deutsche Medien, etwa aus Indien für die
taz,
aus den USA für
Spon oder über Besitz im
BR.
Am 15. März UPDATE: Am 26. April ist Katharina nochmal in
Frankfurt und stellt ihr Buch „
Mit dem Herzen einer Tigerin“ vor, in dem sie das Schicksal von Amila erzählt, das stellvertretend für die Situation in Indien stehen soll. Ich freue mich schon auf die Lesung und hatte vorab die Chance, Katharina ein paar Fragen zu stellen.
Du bist „Global Correspondent“ – wie kommt man zu so einem Beruf und wie entscheidest Du, von wo und worüber Du als nächstes berichtest?
KF Man kommt nicht dazu, sondern man – in meinem Fall Frau – muss es wollen: immer wieder an unterschiedlichen Orten der Welt zu leben und von dort zu berichten. Die Entscheidung darüber, von wo und worüber ich berichte, liegt in der Regel bei mir. Denn ich schlage den Print-, Online oder TV-Redaktionen meistens die Themen vor. Die Auswahl der Orte hat unterschiedliche Gründe: in China war ich mit einem Stipendium, in Neuseeland kurz vorm Kino-Start des letzten Hobbit-Films und in Indien für die Buch-Recherche. Ich halte meinen Auftraggeber auf dem Laufende, über meinte Standorte, wodurch auch öfters Themen entstehen. Meine Schwerpunkte dabei sind: Reise, Nachhaltigkeit, Gesellschaft mit Fokus auf sozialen Projekten und Menschenrechtsthemen.
Wie kam es zu dem Kontakt mit Amila, der Hauptfigur aus Deinem Buch "Mit dem Herzen einer Tigerin"? Wie habt ihr konkret zusammen gearbeitet?
KF 2011 bin ich das allererste Mal nach Indien gereist und war schockiert über die Diskriminierung von Frauen. Deswegen wollte ich unbedingt darüber schreiben. Nachdem ich einen Verlag dafür gefunden hatte, machte ich mich 2014 auf die Suche nach einer Protagonistin und reiste erneut nach Indien. Ich sprach einen Monat lang mit so vielen Frauen wie möglich. Am Anfang fiel es mir sehr schwer eine auszuwählen, weil alle eine Stimme verdient haben. Eine von ihnen war Amila. Was mich an ihr besonders beeindruckt hat, war dass sie trotz ihres eigenen schweren Schicksals es für wichtiger erachtet sich für andere einzusetzen und möchte, dass es den Frauen in Zukunft besser geht. Die Treffen mit ihr wurden durch eine kleine NGO ermöglicht, die sich in verschiedenen indischen Bundesstaaten für Frauenrechte einsetzt. Ich besuchte Amila zuhause und arrangierte mehrere Gesprächstermine mit ihr. Anwesend war, außer uns beiden, eine Dolmetscherin, um Amilas Aussagen von Hindi auf Englisch für mich zu übersetzen. Nicht nur weil Amila Analphabetin ist, wird sie den Text nie lesen, sondern auch weil sie das Buch nicht besitzen darf. Denn ihr Mann darf niemals davon erfahren. Aber ich werde ihr das Buch mit nach Indien nehmen, die Dolmetscherin wird einige Passagen übersetzen und ihr vorlesen. Mit einer englischen Version des Buches wäre das natürlich noch viel einfacher, weswegen unsere Hoffnungen darin sehr groß sind.
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Cover: Mit dem Herzen einer Tigerin
Foto: David Weyand |
Wie geht es für Amila jetzt weiter? Und was sind Deine nächsten Projekte?
KF Amila wird nach wie vor von ihrem Mann vergewaltigt, aber auch weiterhin von der Organisation betreut. Was nur möglich ist, weil diese ihre eigentliche Motivation nicht preisgibt. Weglaufen ist für Amila keine Option, da sie damit ihre fünf Kinder im Stich lassen würde und mit ihnen wegzulaufen ist quasi unmöglich. Deswegen kämpft Amila dafür, dass vor allem ihre zwei Töchter nicht das gleiche erleiden müssen wie sie.
Um sie dabei zu unterstützen und natürlich auch Amila selbst zu helfen, werden der Fotograf des Buches und ich im Herbst erneut nach Indien reisen. Dafür nehmen wir Spenden entgegen. Außerdem hat der Verlag Geld für Amila zur Verfügung gestellt. Leider kann ich ihr das nicht direkt geben, weil sie es nicht lange behalten könnte. Die derzeitige Überlegung ist daher das Nähzentrum, das von der Organisation vor Ort gegründet wurde weiter auszubauen. Denn es ist ein wichtiger Ort für die Frauen. Wahrscheinlich der einzige, wo sie für sich sein können. Zudem bin ich in Gesprächen mit Initiativen und Organisationen, in Deutschland und in Indien, um Amila zu helfen.
Darüberhinaus versuche ich durch Lesungen in Deutschland mehr Aufmerksamkeit auf die Thematik zu lenken. Denn sie wird uns noch eine Weile begleiten, so wie ich Amila. Ansonsten schreibe ich gerade an meinem nächsten Buch und plane weitere Reisen.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg und Kraft für Dich und Amila!
Mehr über Katharina gibt es hier. Lesungen des Buches "Mit dem Herzen einer Tigerin" sind am 7.3. in Ludwigsburg, 8.3. in Fürth, 10.3. in Heidelberg, 15.3. in Frankfurt, 21.4. in Dinklage und am 19.5. in Hamburg. Spenden sind willkommen.